E. Eichenberger: Die Mühlen in und um Köniz herum

Titel
Die Mühlen in und um Köniz herum. Mühlen und andere Betriebe, bei welchen die Wasserkraft genutzt wurde


Herausgeber
Eichenberger, Ernst
Erschienen
Schliern 2008: Selbstverlag
Anzahl Seiten
129 S.
Preis
ISBN
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Daniel Marc Segesser

In diesem mit viel Herzblut verfassten Buch beschäftigt sich der pensionierte Diplomat Ernst Eichenberger mit einer ganzen Reihe von Betrieben, bei welchen in und um Köniz herum die Wasserkraft direkt zur gewerblichen Produktion genutzt wurde. Nach einer sehr kurzen, jedoch zu summarischen Einführung zur Nutzung der Wasserkraft allgemein wendet sich der Autor im ersten Teil den Mühlen, Stampfen und Sägereien am Scherlibach zu. Diesen bezeichnet er als «wahres Arbeitspferd unter den Bächen der Gemeinde» (S. 9), welches die Antriebskraft für viele Gewerbebetriebe zwischen Oberscherli und Thörishaus lieferte. Fast die Hälfte des Buches ist diesem Gewässer gewidmet. Leider fehlt in dem ansonsten gut bebilderten Buch dabei eine Überblickskarte, welche es den nicht in allen Details ortskundigen Lesern ermöglichen würde, die vom Autor beschriebenen Gewerbebetriebe zu situieren. In dem nahe an den Quellen geschriebenen Text erfährt der Leser oder die Leserin viel Interessantes und Wissenswertes nicht nur zu den einzelnen Gewerbebetrieben, sondern auch zur Technik der Mühlen, zur Funktionsweise von Stampfen oder zur Begrifflichkeit der «Bleue». Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang die Ausführungen zur gewerblichen Produktion in Niederscherli, die nicht zuletzt davon profitieren, dass der Autor an dieser Stelle (S. 26) eine gute Planskizze in sein Werk aufgenommen hat. Leider gelingt es dem Autor aber nicht immer, die vielen von ihm gesammelten Informationen miteinander zu verknüpfen. So fehlen Angaben zu Verbindungen zwischen Familien gleichen Namens wie Grüning, Wüthrich oder Pulver, die in verschiedenen Teilen des Buches erwähnt, aber nie wirklich zueinander in Bezug gesetzt werden. Auch die Konkurrenzverhältnisse zwischen den verschiedenen Betrieben hätten noch genauer ausgeleuchtet werden können. Dies gilt in einem gewissen Mass auch für die – gerade auch im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Diskussionen zu Kleinstkraftwerken – besonders interessante Darstellung zu den Nutzungsbemühungen des Scherlibaches zur Gewinnung von elektrischer Energie. 1899 erteilte der Regierungsrat des Kantons Bern dem Unternehmer Johann Brunschwyler nämlich die Bewilligung zum Bau eines entsprechenden Kraftwerkes, mit welchem die Abhängigkeit von der Elektrowirtschaft des Kantons Freiburg gebrochen werden sollte. Dieser Plan wurde jedoch im Jahre 1908 wieder aufgegeben. Über die Gründe dafür erfährt der Leser leider nur wenig.

Der zweite Teil des Buches ist dann der Grabenmühle sowie einer Reibe am Gaseloder Megestorferbach, den Mühlen und Sägereien in Oberwangen und Köniz-Dorf, weiteren Gewerbebetrieben im Liebefeld sowie der Nutzung der Wasserkraft in der Umgebung der Gemeinde Köniz gewidmet. In diesem Zusammenhang beschäftigt sich der Autor auch ausführlich mit der Geschichte der auf dem Gemeindegebiet von Niedermuhlern befindlichen Bachmühle, wo neben dem Müllereibetrieb auch während längerer Zeit eine Sägerei betrieben wurde. Die auch an dieser Stelle vorhandene Planskizze erweist sich zum Verständnis der gewerblichen Produktion in diesem Gebiet als sehr wertvoll. Mit den Ausführungen zur Bachmühle gelingt es dem Autor auch aufzuzeigen, dass nicht nur die auf dem Gemeindegebiet von Köniz befindlichen zahlreichen Sägereien, Mühlen und Stampfen dazu beitrugen, dass auf engem Raum ein Überangebot an gewerblichen Produktionsstätten existierte. Dieses war neben dem Aufkommen der elektrischen Energie ein wichtiger Grund dafür, dass die meisten der von Ernst Eichenberger beschriebenen Betriebe im Verlauf der ersten oder spätestens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihre Produktion aufgeben mussten und, wo erhalten, meist zu Wohnhäusern umgebaut wurden.

Trotz inhaltlicher Wiederholungen an zwei Stellen (S. 29/38 und 75/82) und dem Fehlen einer Übersichtskarte oder Übersichtsskizze handelt es sich beim vorliegenden Buch um eine interessante und vor allem an Quellenhinweisen dichte Darstellung. Sie hätte es allerdings verdient, noch etwas stärker in den gesamtgeschichtlichen Kontext gestellt zu werden, und hätte sicherlich davon profitiert, wenn die vielen zusammengetragenen Einzelinformationen noch stärker zueinander in Beziehung gesetzt worden wären. Es ist zu hoffen, dass der Wunsch des Autors in Erfüllung geht, dass sich viele von seinem Buch dazu inspirieren lassen, weitere Untersuchungen vorzunehmen, mit welchen die angesprochenen Lücken gefüllt werden können. Ein wichtiger Anfang ist sicherlich gemacht.

Zitierweise:
Daniel Marc Segesser: Eichenberger, Ernst: Die Mühlen in und um Köniz herum. Mühlen und andere Betriebe, bei welchen die Wasserkraft genutzt wurde. Schlieren, Selbstverlag 2008. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 73 Nr. 1, 2011, S. 55-56.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 73 Nr. 1, 2011, S. 55-56.

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